Literatur der BRD (1945-1989)

Geschichte: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Deutschland in die BRD und die DDR aufgeteilt. Aufgrund dieser Teilung gab es auch zwei verschiedene Entwicklungen in der Literatur. Die im Exil lebenden Autoren kehrten zurück, konnten aber in der BRD keinen Beitrag zum Aufbau einer Demokratie leisten. Die BRD-Bevölkerung war nicht bereit, die Vergangenheit zu verarbeiten. Deshalb würde die Trümmerliteratur sehr beliebt. Hans Werner Richter gründete die Gruppe 47 und lud deutsch-sprachige Schriftsteller ein. Während der Treffen konnten Autoren sich gegenseitig Texte vorlesen und Kritik üben. Unbekannte Schriftsteller wurden gefördert und Der Preis der Gruppe 47, eine Art von Literaturpreis, war für viele Gewinner der Anfang einer literarischen Karriere. Am Anfang bot die Gruppe 47 auch eine Plattform zur Erneuerung der deutschen Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg. Später wurde sie eine der einflussreichsten Institutionen im Kulturbetrieb der BRD. 

Nach dem Ende ihrer Tagungen in 1967 blieben ehemalige Teilnehmer richtungsweisend für die Entwicklung der deutschen Literatur. Am 23. Mai 1949 trat das Grundgesetz in Kraft und wurde mit dem ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer, die BRD gegründet. 1955 wurde die BRD Mitglied der NATO und 1973 in die UNO aufgenommen. Die Achtziger Jahre standen im Zeichen der Entspannungs- und Annährungspolitik mit dem Ost-Block.

 

Themen: Die Literatur war geprägt von (selbst)kritischen Beiträgen  zu aktuellen Themen, wie z.B. die verdrängte Faschismus-Aufarbeitung, die atomare Bedrohung und der rasche technologische Fortschritt. Oft wurde satirisch Kritik am Zeitgeschehen geübt. Die BRD wurde in den 60er Jahren auch von vielen innenpolitischen Krisen getroffen, von z.B. Studentenrevolten bis zur wirtschaftlichen Stagnation. Die Trennung von Politik und Literatur, die es in den 50er Jahren noch gab, wurde aufgehoben, so dass eine zunehmende Politisierung der Literatur einsetzte. Das allmähliche Ende des "Wirtschaftswunders" und der Bau der Mauer (1961) waren zwei wichtige Gründe für die gesellschaftliche Krise dieser Jahre. Ende der 60er Jahre kam dann die Frage auf, worin der Sinn der Literatur bestehe: Die Politisierung der Literatur hatte nicht den erwünschten Erfolg erzielt. Beginnender Terrorismus und das Scheitern der 1968er-Bewegung führten zu einer Distanzierung von der Politik und einer Wende nach innen. Das bedeutete eine größere Zuwen-dung zur eigenen Identität, Individualität und damit eine neue Subjektivität. Man nennt diese Phase auch Neue Innerlichkeit. Themen dieser Strömung waren persönliche Träume, Probleme des Privatlebens, Umweltbewegung, Nationalsozialismus und Unterdrückung der Frau. In den 80er Jahren versuchten die Autoren den begrenzten Erfahrungshorizont der Neuen Innerlichkeit zu überwinden. Zudem wurde die Trennung zwischen west- und ostdeutscher Literatur aufgehoben. Die Lyrik war in dieser Zeit stark von Themen wie Technik- und Fortschritt-Skepsis sowie Ge-schichtspessimismus geprägt. Der erfolgreichste Roman der 80er Jahre war "Das Parfum. Die Geschichte eines Mörders" von Patrick Süskind (1985).

 
Literatur:

50er Jahre - Naturlyrik, hermetische Lyrik (politische Gegenwelt, verschließt sich vor Alltagsver-ständnis der Sprache), konkrete Poesie, absurdes Theater, Hörspiel. Wichtige Autoren: Günter Grass "Die Blechtrommel", Alfred Andersch "Sansibar oder Der letzte Grund", Wolfgang Koeppen "Tauben im Gras", Heinrich Böll "Und sagte kein einziges Wort", Günter Eich, Ingeborg Bachmann, Paul Celan, Ernst Jandl.

60er Jahre -  Groteske, politische Lyrik und Dokumentartheater, Protokoll- und Reportagenlitera-tur. Wichtige Autoren: Siegfried Lenz mit "Deutschstunde", Uwe Johnsons mit "Das dritte Buch über Achim", Friedrich Dürrenmatt "Die Physiker", Günter Grass "Katz und Maus" (1961), "Hundejahre"

(1963), Max Frisch "Andorra"(1961).

70er/80er Jahre - Eigene Biografie, Alltagslyrik (einfache, direkte, authentische Lyrik), historische Romane, Frauenliteratur. Die Nachkriegsliteratur löste sich auf und  ging in die Gegenwartsliteratur über. Wichtige Autoren: Botho Strauß Erzählung "Die Widmung", Siegfried Lenz "Heimatmuseum" , "Heißer Sommer" von Uwe Timm, H. Böll "Die verlorene Ehre der Katharina Blum". Weitere Vertreter: Gottfried Benn, Peter Handke, Günter Wallraff, Eugen Kogon, Wolfgang Weyrauch, Wolfgang Borchert "Draußen vor Kopf durch die Wand" (1977).

 

Schlagwörter: Kritisches Durchleuchten der Wirklichkeit, keine Flucht in die Idylle, Ästhetik des Hässlichen, Neue Innerlichkeit, eigene Ich, gefühlsbetont, Umweltbewusstsein, Frauenbewegung.



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